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Lab.Bode: Denkraum – Freiraum – Plattform

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lab Bode, Filmstill: Philipp Seefeldt

„Keine Ahnung, war da noch nie“, erklärt der Jugendliche mit der coolen Frisur, die das halbe Gesicht verdeckt: „Klingt mega öde“. Auch die junge Frau mit dem Latte Macchiato-Becher hat keine so rechte Vorstellung, was es im Bode-Museum zu sehen gibt, ebenso wie die tätowierte Blondine fortgeschrittenen Alters mit dem über den Fettpölsterchen spannenden Leoparden-Top und dem Hündchen im Arm.

Filmemacher Philipp Seefeldt legt seinen Figuren nicht eben enthusiastische O-Töne in den Mund. Er hat die drei Berliner Typen für eine knapp dreiminütigen Collage über das neueröffnete „lab.Bode – Initiative zur Stärkung der Vermittlungsarbeit in Museen“ kreiert.

Wenn das Projekt auch nur halbwegs hält, was das Video verspricht, weht bald ein neuer frischer Wind in der  Kunstvermittlung und  die Museumspädagogik erreicht die bislang Unerrreichten. Das Video formuliert ein Ziel, das in den Ohren von Museumwärtern alarmierend klingen muss: Die neu begeisterten Besucher sollen die Kunst mit nach Hause nehmen – in ihrer  Fantasie und in ihr alltägliches Leben.

Und hier geht’s zum Video:

Tempel der Kunst, Elfenbeinturm, verstaubtes Relikt aus Großvaters Zeiten – oder einfach nur schrecklich uninteressant? Wie man zum Bode-Museum auch stehen mag, das Haus ist eine altehrwürdige Institution. 1904 als Kaiser-Friedrich-Museum gegründet, zählt es zum Ensemble der Museumsinsel und damit zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Nun wird es auch hipp. „lab.Bode“ – der Name mit dem Dot klingt zeitgemäß und adressiert offenbar die Zielgruppe der Digital Natives. Die Generation, für die sich ein Großteil des Lebens im virtuellen Raum abspielt. „Wir setzen das Museum in Bewegung“, versprechen die Initiatoren des Projektes, das die Kulturstiftung des Bundes, die Staatlichen Museen zu Berlin sowie Partnermuseen aus ganz Deutschland gemeinsam initiiert haben.  Auch wolle man „voneinander lernen, gemeinsam Museum umgestalten“. Ein hoher Anspruch – und ein Experiment.

„Das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrungen“

Es gehe darum auszutesten, was Vermittlungsarbeit ist und was sie bewirken kann, betont Julien Chapuis, Leiter des Bode-Museums: „Unsere Objekte umfassen und vermitteln das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrungen – seine Hoffnungen und Ängste, sein Streben und seine Begierden“. Daher eigneten sich die Exponate hervorragend als Ausgangspunkt für Reflektionen, Gespräche, Interventionen und Veranstaltungen zu Themen, die ganz besonders für Kinder und Jugendliche hochrelevant seien.

Folglich zählen neun Berliner Schulen zu den Partnern des Programms. Für das Modellprojekt konnte die auf partizipatorische Projekte spezialisierte Architektengruppe raumlabor berlin gewonnen werden. Im Bode-Museum auf der Museumsinsel, in räumlicher und geistiger Nachbarschaft zum Humboldt-Forum, hat das Team drei Säle im Sammlungsrundgang des Museums in Aktions-, Arbeits- und Präsentationsräume umgewandelt.

Entstanden sind: ein Denkraum, ein Freiraum und eine Plattform. Doch nicht nur die Berliner Schüler, auch die Museumsbesucher aus aller Welt, sind eingeladen, im lab.Bode zu recherchieren und sich mit Fragen und Kommentaren zu den Projekten und Museumssammlung einzubringen.

Insgesamt 21 deutsche Museen beteiligen sich am Programm: Derzeit sind das u.a. die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Kunsthalle Bremen, die Städtische Galerie im Lenbachhaus (München) und das Kunstmuseum Stuttgart. Über die Teilnahme weiterer Häuser wird im Dezember entschieden.

21 Volontariate im Bereich Vermittlung

Bis 2020 fördert die Initiative lab.Bode u.a. 21 wissenschaftliche Volontariate im Bereich Vermittlung. Bundesweit konnten sich Museen mit Sammlungsschwerpunkt Kunst bewerben, um der Vermittlungsarbeit an ihrer Institution einen höheren Stellenwert einzuräumen und erstmalig eine wissenschaftliche Volontariatsstelle einzurichten. Die Aktivitäten des Volontärsprogramms und des Vermittlungslabors sind eng miteinander verknüpft.

Hortensia Völckers, Vorstand und Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, zeigt sich beeindruckt von der großen Zahl der Bewerbungen von Museen aus ganz Deutschland „Wir brauchen dringend Vorreiter – Museen, die ihrer Vermittlungsarbeit einen großen Stellenwert einräumen und dafür konzeptionell und praktisch, räumlich und personell, unübersehbare Signale setzen.“  lab.Bode könne dabei eine Vorreiterrolle übernehme. Die Voraussetzungen habe die Kulturstiftung des Bundes  mit einer Unterstützung in Höhe von 5,6 Mio € geschaffen

 

Im Rahmen des Programms, das in Kooperation mit dem Deutschen Museumsbund und der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel umgesetzt wird, nehmen die Volontäre an einem umfassenden Fortbildungsprogramm teil. Auch arbeiten sie zeitweise an den Schulprojekten im Bode-Museum mit. Zusammen mit den Projektteams im Bode-Museum können sie die interdisziplinäre Kooperation erproben und ein berufliches Netzwerk knüpfen.

Kritische Freunde

Begleitet wird das Projekt zudem von einem Diskursprogramm im Bode-Museum, das sich an ein Fachpublikum und die weitere interessierte Öffentlichkeit richtet. Wissenschaftler und Experten aus den Bereichen Bildung, Vermittlung, Museum und Schule erweitern als „Critical Friends“ die Arbeit von lab.Bode durch eine Außenperspektive.

Und nicht zuletzt fließen die im Rahmen des gesamten Programms lab.Bode entwickelten Methoden, Konzepte und Projekte in ein digitales Baukastensystem ein, auf das interessierte Museen und Akteure der kulturellen Bildung zugreifen können.

Doch bis es soweit ist, sind erst einmal sind die jungen Kunstentdecker gefragt: „Wir tauschen die Rollen und hinterfragen Hierarchien“ verspricht der Film, „weil es nicht darum geht, der Farbe beim Trocknen zuzugucken, sondern sich ein Bild zu machen, in andere Jahrhunderte einzutauchen und in Dialog mit den Kunstwerken zu treten.“

So wird den Jugendlichen vermittelt, was   Kunst für ihr Leben bedeuten kann. „Sie sollen herausfinden, was relevant ist, was Kunst und was ein Museum alles sein kann, um letztendlich die ganz großen Fragen zu stellen.”

 

Teilnehmende Museen am Volontärsprogramm
(weitere 10 Museen folgen im Juli 2018 nach Juryentscheid im Dezember 2017, Bewerbungsfrist 30. September 2017)

  • Kunsthalle Bremen
  • Kunsthalle Mannheim
  • Kunstmuseum Stuttgart
  • Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
  • Lindenau-Museum Altenburg
  • Museum für Gegenwartskunst Siegen
  • Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
  • Neues Museum – Staatliches Museum für Kunst und Design in Nürnberg
  • Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach
  • Museum Ulm

Teilnehmende Berliner Schulen
(2 Grundschulen, 2 Gemeinschaftsschulen, 2 integrierte Sekundarschulen, 3 Gymnasien)

  • Sophie-Brahe-Schule, Treptow-Köpenick
  • B. Traven Gemeinschaftsschule, Spandau
  • Athene-Grundschule, Steglitz-Zehlendorf
  • Grunewald-Grundschule, Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Herder-Gymnasium, Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Barnim-Gymnasium Berlin, Lichtenberg
  • Thomas-Mann-Gymnasium, Reinickendorf
  • Gustav-Langenscheidt-Schule, Tempelhof-Schöneberg
  • Schule am Rathaus, Lichtenberg

Websites der Projektpartner

www.kulturstiftung-des-bundes.de
www.smb.museum
www.lab-bode.de

 

 

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