close

Aleppo-Berlin

160428_01_Multaka_Fuehrung
© SPK / photothek.net / Thomas Trutschel

Der abstrakte Begriff der Teilhabe wird hier mit Leben gefüllt“, betont Monika Grütters. Die Kulturstaatsministerin war am 28. April im Pergamonmuseum Berlin gekommen, um das Projekt „Multaka: Treffpunkt Museum“ zu würdigen – und mit 85.000 Euro zu unterstützen.

Im Dezember 2015 war Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst, auf die spontane Idee gekommen, Geflüchtete aus Syrien und dem Irak als Guides für andere Geflüchtete auszubilden. Seine Kollegen vom Vorderasiatischen Museums, der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische Kunst konnte er auf der Stelle überzeugen, ebenso Alexander Koch, den Präsidenten des Deutschen Historischen Museums.

Multaka startete mit immensem Erfolg – begeistert begleitet von den internationalen Medien und Forschungsanfragen aus aller Welt. Neunzehn syrische Geflüchtete konnten seitdem ausgebildet wurden und 3.000 Teilnehmer nahmen bislang das Führungsangebot durch die Museen wahr. Grütters hob besonders hervor, dass die Geflüchteten nun eine führende, aktive Rolle einnehmen könnten. „Sie sind die Wegweiser für eine mögliche Umdrehung der Verhältnisse und können ihren Communities Mut machen“.

Vor Kunstwerken wie dem weltberühmten Tor von Aleppo können die aus Syrien Geflüchteten nun ihre Kultur reflektieren, aber auch die Erfahrungen von Krieg und Vertreibung sowie dem Neuanfang in Deutschland mit ihren Landsleuten teilen. „Ich bin fasziniert, wie sich die Besucher in oft zwei- bis dreistündigen Führungen in den Werken ihrer Hochkulturen spiegeln und ihre Lebenswirklichkeiten diskutieren“ sagt Weber. Er selber habe lange in Syrien gelebt – und dort seien die Museen in der Regel leer gewesen.

Kulturstaatsministerin Grütters und Stiftungspräsident Hermann Parzinger bei einer Multaka-Führung im Museum für Islamische Kunst anlässlich der Überreichung eines Bewilligungsbescheids zur weiteren Finanzierung des Projekts.Die Museumsobjekte schafften eine Reflexionsebene, um Kulturentwicklung als transregionale Migrationsgeschichte zu begreifen und diese mit der eigenen Erfahrung zu verbinden: „Der Austausch von Techniken und Materialien, Gedanken und Ideen, Mustern und Moden ist oftmals an Objekten in unserem Museen ablesbar und prägt die Erfahrung der Menschen – egal welcher Herkunft“. Keines der Exponate sei „vom Himmel gefallen“, jedes zeuge von Migration und einer Kulturgeschichte der Beeinflussungen und Entwicklungen.

Daher möchte das Projekt „Multaka: Treffpunkt Museum“ nun noch einen Schritt weitergehen. Vor allem der interkulturelle Dialog soll in der zweiten Phase ausgebaut werden. In gemeinsamen Workshops können Geflüchtete und Berliner dann einander kennenlernen, Mediatoren ihres jeweiligen Erbes werden. Von einem „Brückenschlag mit Signalwirkung“ spricht Alexander Koch.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geht sogar noch einen Schritt weiter: „Mein Traum ist es, wenn eines Tages ein Syrer einem Berliner die mittelalterliche Riemenschneiderskulptur erklärt oder einem Polen, was eine Trümmerfrau war“.

Führungen:  jeden Mittwoch und Samstag, 15 Uhr (Teilnahme kostenlos, Anmeldung nicht erforderlich). Treffpunkt: jeweils die Kassen/ Informationen der Museen. Anmeldung zu den Workshops über www.smb.museum und facebook.com/Multaka TreffpunktMuseum

Tags : GeflüchteteKunst- und KulturvermittlungMultaka: Treffpunkt MuseumStaatliche MuseumTeilhabe