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Gemeinsam statt einsam

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In letzter Zeit sind neue Bauinitiativen entstanden, die sich nach individuellen Anforderungen und selbstbestimmten Organisationsformen richten. Es sind Wohnprojekte, die einem partizipatorischen Ansatz im Planungs- und Wohnprozess folgen.

Ein Grund dafür ist, dass auch in vielen deutschen Großstädten Wohnraum zunehmend für Normalverdiener unbezahlbar zu werden droht. Oft werden gerade auch diejenigen verdrängt, deren kreativer Lebensweise die nachgefragten Quartiere erst ihre Attraktivität verdanken, man denke hierbei an die vielen Zwischennutzungsprojekte durch Künstler, Ateliers und Galerien. Die Gentrifizierung schreitet voran.

Über Jahre hinweg hatte sich der Staat aus dem sozialen Wohnungsbau zurückgezogen. Wohnraum und Baugrund wurden vorrangig unter Rendite-, Abschreibungs- oder Spekulationsgesichtspunkten gehandelt, während die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen nicht befriedigt wurde. Vor allem Geringverdienern, Rentnern und Studenten bietet der Wohnungsmarkt kaum noch akzeptable Möglichkeiten. Wie kann man heute noch Bauherr werden, wenn man nicht über ebensolche Mittel verfügt wie die größeren Finanzinvestoren?

05_STAMERS_KONTOR_7965Die Fragen eines neuen Wohnens werden in der von Hilde Strobl kuratierten Ausstellung „Keine Angst vor Partizipation! – Wohnen heute“ im Architekturmuseum der TU München diskutiert. Die Ausstellung präsentiert zwölf aktuelle Wohnprojekte aus Dänemark, der Schweiz, Österreich und Deutschland. Der Entstehungsprozess der jeweiligen Wohnprojekte wurde durch zahlreiche Workshops begleitet, in denen die Teilnehmer gemeinsam die inhaltliche Konzeption, die Organisationsstruktur der Gruppe und die Formen des Zusammenlebens konzipierten – gemeinschaftsorientiert und generationsübergreifend. Das Ergebnis sind zum einen gemeinschaftlich genutzte Räume, aber auch offene und flexible Strukturen sowie neue Grundrisslösungen der Wohnungen.

Trotz der individuellen Profile der zwölf Wohnprojekte in den diversen Ländern verlief deren Entwicklung auffallend ähnlich – anhand eines Schemas und eines Lexikons der Partizipation werden diese Etappen in der ebenso aktuellen wie wichtigen Ausstellung erläutert. Denn nicht der Kapitalertrag, sondern Faktoren wie Nachbarschaft, Ökologie, Integration und soziale Durchmischung stehen hier im Fokus.

Die Ausstellung Keine Angst vor Partizipation! – Wohnen heute ist noch bis 12.6.2016 in den Ausstellungsräumen der Pinakothek der Moderne zu sehen und wird von eigens  erschienen Magazin begleitet.

Empfohlene Publikation: „Das kleine ABC des gemeinsamen Bauens und Wohnens“ („Don’t Be Afraid to Participate! The Brief ABC of Communal Planning and Housing“) im Hatje Cantz Verlag (96 Seiten, deutsch/englisch, ISBN 978-3-7757-4178-1, 8,90 €)

Weitere Informationen Architekturmuseum der TU München.

 

Tags : Gemeinsames WohnenGentrifizierungKeine Angst vor Partizipation! – Wohnen heuteTU-München