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Feiern, Klönen, Essen, Spielen

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Foto: ©Jakob Studnar

Feiern, Klönen, Essen, Spielen“ – ein Düsseldorfer Wohngemeinschaftsprojekt für Familien

Bezahlbarer Wohnraum – und dazu noch als Eigentum – für die meisten Familien in deutschen Großstädten klingt das zu schön, um wahr zu sein. Doch eine Gruppe von Düsseldorfer Eltern war nicht bereit, vor den Marktpreisen zu kapitulieren und suchte nach einer finanzierbaren Alternative. Die sie auch tatsächlich fand. Teilen in Gemeinschaft. Trautes Heim – Glück allein? Eher Glück zu 26.

Denn so viele Parteien schlossen sich 2010 im Verein „Qbus GbR“, initiiert von Mitgliedern des Vereins „Wohnen mit Kindern“ (WmK) zusammen, um mit vereinten Kräften eine neue Form des Zusammenlebens aufzubauen. Dreieinhalb Jahre dauerten die Planung und der Bau eines familiengerechten Wohnkomplexes im Stadtteil Gerresheim – inklusive des Besuchs von Kursen über Recht und Gartengestaltung.

©Jakob Studnar
©Jakob Studnar

Ab Mai 2013 zog dann das Leben in den Neubau mit Wohnungen zwischen 80 und 160 qm ein. Von der eingeschossigen bis hin zur Maisonette-Wohnung sei jede Wohnung auf die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Partei zugeschnitten, betont die WmK-Vorsitzende Martine Richli. Und dies für einen Quadratmeterpreis von 2400 Euro: „Für Düsseldorfer Verhältnisse ist das nahezu traumhaft“.

Doch Qbus ist noch viel mehr als nur eine ökonomisch motivierte Zweckgemeinschaft. „Wir leben hier das gemeinschaftliche Miteinander“, erläutert Richli. Voraussetzung für das Zusammenleben sei ein gutes Maß an Toleranz und Humor, das die Bewohner der Anlage aber in aller Regel auch auszeichne. Kernstück ist das 120 qm große Gemeinschaftshaus mit einem kleinen Café, einer gutausgestatteten Küche und einem großen Saal zum „Feiern, Klönen, Essen, Spielen“. Zudem gibt es einen Jugendraum, einen Gemeinschaftsgarten, eine Sauna und einen Probenraum, dessen Dämmung selbst dem Sound von Trompete und Schlagzeug trotzt. Auch an ein kleines Gästeapartment wurde gedacht, in das man gute Freunde einquartieren, wahlweise auch Besuch auf Distanz halten kann. Alle Gemeinschaftseinrichtungen wurden von den Eigentümern gemeinsam entwickelt, gestaltet und mit Leben gefüllt. Etwa in Form von Yogakursen, Laufgemeinschaften, Lesungen und Ausstellungen. „Vor allem Kinder kommen auf ihre Kosten,“ erklärt Richi. „Sie haben immer Spielkameraden und jede Menge Platz, sich auszutoben.“

Das von dem Darmstädter Architekten Thomas Lückgen (werk.um) entworfene Haus ist in Passivbauweise errichtet und entsprechend gedämmt, so dass es ohne aktives Heizsystem auskommen kann. Energie wird lediglich fürs Warmwasser und die Badheizung benötigt und kommt zu 100 % aus erneuerbaren Ökostromquellen. Gemeinsam mit der Naturstrom AG und Rheinland Solar erstellte Qbus ein neuartiges Konzept, um aus ebenfalls erneuerbaren Quellen Strom zu gewinnen. Auf dem Dach sind Sonnenkollektoren und eine Solarthermieanlage aufgestellt, im Winter wird eine gemeinsame Biomasseheizung mit Holzpellets genutzt. Ein Drittel des so gewonnenen Stroms wird von den Bewohnern selber verbraucht. Eine extensive Dachbegrünung sorgt für eine Verbesserung des Mikroklimas. „Das ist unser Beitrag im Kleinen zu Klimaschutz und Energiewende“, so Richli. Ein Beitrag, der auch von der Politik gewürdigt wurde: Mit Qbus ist eine der ersten “100 Klimaschutzsiedlungen in NRW” entstanden.

Foto ©Dirk Kröll
Foto ©Dirk Kröll

Die Idee eines gelebten und nachhaltigen sozialen Miteinanders soll auch über die Hausgemeinschaft hinausgehen.„Qbus“ versteht sich als Gegenentwurf zu einer „gated community“. „Wir wollen einen Ankerpunkt für das Quartier „Am Quellenbusch“ schaffen“, betont Richli. So findet beispielsweise im Juni ein Sommerfest für und mit der Nachbarschaft statt. In unmittelbarer Nähe des Komplexes ist vor kurzem eine Unterkunft für Geflüchtete entstanden. Und natürlich stehen die Türen von Qbus auch hier offen …

 

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