Isa Rosenberger richtet in ihrer künstlerischen Praxis immer wieder den Blick auf vergessene (oder verdrängte) Geschichte(n), um für diese einen Kontext in der Gegenwart zu eröffnen und damit auch alternative Lesarten von Geschichte zu ermöglichen. Im Jahr 1934 war im Volksheim Ottakring (heute Volkshochschule Ottakring) in Wien ein Tanzspiel von Gertrud Kraus mit dem Titel »Die Stadt wartet« zu sehen, das auf Maxim Gorkis Märchen »Musik der Großstadt« basierte. Kraus’ Choreografie reflektierte sowohl den Weg eines Jugendlichen in die große Stadt als auch seine Ängste und seine Faszination gegenüber dem Leben in der Metropole. Gertrud Kraus selbst tanzte den Jugendlichen. Es existiert – nach jetzigem Stand – allerdings kein einziges Foto dieser Aufführung. Isa Rosenbergers Projekt versteht sich als Versuch einer Annäherung an diese Leerstelle und historische Lücke. Rosenberger kooperiert mit der Künstlerin und Tänzerin Loulou Omer, deren Mutter Zipora Lerman eine Schülerin von Gertrud Kraus in Tel Aviv war. Die Ausstellung orientiert sich an der Idee der »Bühne« als performativer Raum, der auch als Brennpunkt des Politischen und des Sozialen verstanden werden kann. In einer Art »Aufführung« werden die verschiedenen Komponenten des Projekts bei Camera Austria räumlich in Szene gesetzt: Fotografien, Videos, Archivmaterialien, Workshop-Ergebnisse, Skizzen und Performances. Zur Ausstellung erscheint eine gleichnamige Publikation in der Edition Camera Austria mit einem Text von Nora Sternfeld (ger./eng.).
Termin Informationen:
... das weite Land, woher sie kommt
Edition Camera Austria, Graz 2020.
32 Seiten, 13 × 21 cm, zahlreiche Farbabbildungen.
ISBN 978-3-902911-56-8
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