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Auf dem Weg zu einem diverseren Literaturbetrieb – Diskussion „Ein_schreiben“

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Ob Kampagnen wie #OscarsSoWhite, die Sexismusdebatte an deutschen Literaturinstituten, an Theatern oder jüngst in der Filmbranche, die Kritik an den Machtverhältnissen im Kulturbetrieb wird lauter – insbesondere aus den eigenen Reihen. Doch scheinen sich die Debatten in den verschiedenen Sparten häufig auf eine unterrepräsentierte Perspektive zu beschränken.

Seit der Gründung im April 2017 arbeitet Diversity Arts Culture, das vom Berliner Senat unter dem Dach der Kulturprojekte Berlin eingerichtete Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung, daran, langfristige strukturelle Veränderungen im Berliner Kulturbereich anzustoßen und unterrepräsentierte Sichtweisen zu stärken. Als Auftakt zum zweiten Jahr Diversitätsentwicklung im Berliner Kulturbetrieb lädt das Projektbüro am 7. Februar zu einer Diskussion über Zugänge im Literaturbetrieb ins Podewil ein: Unter dem Motto „Ein_schreiben“ wird ein intersektionaler Blick auf den Berliner Literaturbetrieb gerichtet. Welches Bild ergibt sich, wenn wir verschiedene marginalisierte Perspektiven betrachten? Und wie unterscheidet sich die Situation in Deutschland von der in Großbritannien? Die Autor*innen Nikesh Shukla, Olumide Popoola und Laura Gehlhaar diskutieren, wie sie sich in den Literaturbetrieb „eingeschrieben“ haben, mit welchen Barrieren sie konfrontiert sind und warum ein diverserer Literaturbetrieb wünschenswert ist.

Zu den Autor*innen:
Mit einer Crowdfunding-Kampagne hielt der Autor Nikesh Shukla dem britischen Literaturbetrieb den Spiegel vor: In nur drei Tagen gelang es ihm, das Geld für die Veröffentlichung des Erzählbands The Good Immigrant mit 21 Kurzgeschichten von Autor*innen of Color zu sammeln. Während die Unterstützung von J.K. Rowling das Buch in die Medien brachte, zeigte die Vielzahl der kleineren Geldbeträge, dass es nicht nur Stimmen gibt, die im Literaturbetrieb fehlen, sondern auch ein Publikum, das diese Geschichten lesen möchte.

In ihren Werken wirft die in London lebende nigerianisch-deutsche Autorin Olumide Popoola einen kritischen Blick auf die komplexen Zwischenräume zwischen Kulturen, Sprachen und Gesellschaft. Ihr Roman When we Speak of Nothing (2017) erzählt aus der Perspektive zweier Teenager, was es heißt, in London aufzuwachsen, schwarz und queer zu sein. 2004 wurde Olumide Popoola mit dem May Ayim Awards, dem ersten Internationalen Preis für Schwarze Literatur in Deutschland, ausgezeichnet.

Laura Gehlhaar schreibt „über das Großstadtleben und das Rollstuhlfahren“: Anhand von Alltagserlebnissen zeigt sie in ihren Texten strukturelle Dimensionen von Behinderung und gesellschaftliche Ausschlüsse auf. Ihr Roman Kann man da noch was machen? geht der Frage nach, wie die in Deutschland oft beschworene Inklusion tatsächlich gelebt wird. Durch ihren einflussreichen Blog Frau Gehlhaar wird sie als Teil einer jungen Generation selbstbewusster Kulturschaffender mit Behinderung und Aktivist*innen sichtbar.