close

Und der Bauhaus-Campus wächst weiter…

no thumb

Neue Wohnungen und Währungen für eine bessere Welt: Im Bauhaus Campus Berlin starten Grundeinkommen-Aktivist*innen und Tiny House- Designer das Experiment „Circles“ und propagieren im „Tiny Tea House“, „FlowerHouse“ und „1m2 Bauhaus-Archiv“ einen neuen Minimalismus.

Circles – das digitale Grundeinkommen

Ein internationales Team aus Programmierer*innen hat im Campus mit Aktivisten aus der Grundeinkommensbewegung gearbeitet. Herausgekommen ist eine App, die dem Grundeinkommen einen neuen Auftrieb geben könnte: Circles – eine soziale digitale Währung. Ähnlich wie Bitcoins handelt es sich hier um eine Kryptowährung, ein verschlüsseltes System, welches ohne staatliche Kontrolle funktioniert.

Jeden Monat schüttet die App automatisch ein digitales Grundeinkommen in Circles aus. Initiiert wurde Circles vom Berlin Basic Income Lab, das im Campus das Projektcafé Grundeinkommen in einem Tiny House betreibt.

„Wir sind das erste Café, welches ausschließlich Circles akzeptiert“, sagt Tiny House-Designerin Ronit Kory, die in ihrem Tiny House vegane Muffins und Pfannkuchen anbietet. Im Campus initiiert Kory auch einen Circles Shop, wo man unter anderem auch Designliebhaberstücke erstehen kann. Auf www.cafe-grundeinkommen.de kann man sich für Circles registrieren.

Circles ist nicht das erste Grundeinkommensprojekt aus Berlin. Michael Bohmeyer hat mit seinem Social Startup „meingrundeinkommen.de“ via Crowdfunding mehr als 100 Jahresgrundeinkommen verlost. Im Bauhaus Campus Berlin hat er sein neuestes Experiment vorgestellt, bei dem 100 Probanden auf längere Zeit ein Grundeinkommen erhalten sollen.

FlowerHouse

Das vom Berliner Architekturbüro Gorenflos entworfene FlowerHouse ist eine pneumatische Konstruktion auf einem mobilen klappbaren Stahlunterbau. Auf einer elliptischen Grundfläche entfalten sich sechs blattartige Wandflächen, die sich wie Blütenblätter einer Knospe schließen lassen. Mit nur 3 m2 Grundfläche zählt das FlowerHouse zu den kleinsten Tiny Häusern Deutschlands, und soll dennoch genügend Raum für zwei Personen bieten. Im zusammengeklappten Zustand ist das Haus sehr handlich. Es hat Rollen und lässt sich von einer Person leicht bewegen.

„In Zukunft werden wir sehr viel freiere Lebensentwürfe und Wohnformen erleben. Das kleine pneumatische Haus wird in diesem Spektrum seinen Platz einnehmen“, sagt Architekt Matthias Gorenflos.

Als erster Testbewohner wird sich Joachim Klöckner im FlowerHouse einquartieren. „Wenig tote Dinge erlauben mir viel Zeit, Energie und Raum für Lebendiges“, sagt Joachim Klöckner, der seit vielen Jahren nomadisch lebt. Der Autor gilt als Deutschlands bekanntester Minimalist. Circa 50 Gegenstände reichen dem neugierigen Rentner. Für Menschen wie Joachim Klöckner wurde das FlowerHouse entworfen.

„1m2 Bauhaus-Archiv“

„Tinymalismus nenne ich diese Art des Wohnens“, so Campus-Kurator Van Bo Le-Mentzel „Unsere Baugesetze sind sehr einseitig auf den Lebensentwurf des Siedlers ausgerichtet, doch es gibt auch viele, die das nomadische Leben bevorzugen. Hier liegt unentdecktes Potenzial für Architektur und Städteplanung.“

In Workshops mit Kindern von der jugendtheaterwerkstatt spandau und Geflüchteten von dem Verein Transaidency hat Le-Mentzel das „1m2 Bauhaus-Archiv“ entwickelt. Ein Minihaus mit dem Gropius-typischen Sheddach. Das „1m2 Bauhaus-Archiv“ ist nicht größer als ein Strandkorb. Der Clou: steckt man mehrere „1m2 Bauhaus-Archive“ ineinander, kann man darin schlafen. Ausgestattet mit Kompostklo, Solarbatterie und Schaufenster wirft es Fragen nach den Grundbedürfnissen eines Stadtnomaden auf: Arbeiten und Wohnen. Geht das auch ohne Miete oder Grundstück?

Tiny Tea House

Das zylinderförmige Tiny House von Jan Körbes (Refunc) ist nicht als Wohnung konzipiert worden, wobei Wohnen hier durchaus möglich wäre. In einem alten Futtersilo auf vier Stelzen hat der niederländisch-deutsche Architekt einen Raum für Kontemplation und Gespräche der besonderen Art installiert. Bis zu zehn Menschen können hier zusammenkommen und Tee trinken. Ein Panoramafenster in luftiger Höhe lässt Ausblicke auf den Campus zu, ein wenig wie in einem Baumhaus.

„Überbleibsel aus der Industrie sind meine große Faszination.“, sagt Körbes, der selbst jahrelang in einem umgebauten Silo mit seiner vierjährigen Tochter gelebt hat. Ist das Upcycling im Hausbau angekommen? Das Tiny Tea House ist Körbes’ zeitgenössische Version eines Teehaus-Pavillons. Im seinem Teehaus sollen auch Meditationskurse stattfinden. Das Tiny Tea House ist ein Plädoyer für Entschleunigung in einer immer komplexeren Welt.

Bei der Langen Nacht der Museen am 19. August wollen sich alle Tiny Häuser öffnen und mit Bau-Workshops, Diskussionen, Filmen und Live-Musik zum Thema „Tiny Cultures“ Denkräume für die Öffentlichkeit bieten. Für eine andere bessere Welt.

Bauhaus Campus Berlin

Gegründet wurde der Campus von Pionieren der deutschen Tiny House Bewegung. Insgesamt stehen zwölf Häuser im Campus. Jedes Tiny House ist in der Regel 10 m2 groß und mobil. Bis zum Frühjahr 2018 wird der Campus zur Plattform für neue Wege in der Bildungs- und Baukultur. Vorbild ist das historische Bauhaus als schulische Institution. Initiatoren des Bauhaus Campus Berlin sind Van Bo Le-Mentzel mit dem Kollektiv Tinyhouse University, einer Gruppe von Gestaltern, Bildungsaktivisten und Geflüchteten.

Termine:

  1. August 2017, 16 Uhr Kultursenator Lederer zu Gast, ab 18 Uhr Lange Nacht der Museen
  2. September 2017,  10 Uhr, Tiny House Summer School (Baukurs)

Jeden Montag 15 Uhr Campus-Führung (Um eine Tüte Jasminreis als Spende wird gebeten)

Der Bauhaus Campus Berlin ist eine Kooperation der Tinyhouse University mit dem Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin.

Siehe auch unseren Beitrag “Bauhaus Campus Berlin – Durch Harry Potter-Wände in die Zukunft”

 

 

Tags : Architekturbüro GorenflosBauhaus CampusJoachim KlöcknerMatthias GorenflosMichael BohmeyerRonit KoryTiny HouseVan Bo Le-Mentzel